image
Menü

Kenjutsu

KENJUTSU – LERNEN IST ÜBEN UND ÜBEN IST LERNEN.
Kenjutsu ist der Oberbegriff aller Formen der japanischen Schwertkunst. Es geht ebenso um die innere Haltung, Wachsamkeit und Spontanität im Schwertkampf.

Kenjutsu bedeutet übersetzt “Schwert-Kunst” und ist eine Fechtkampfkunst aus Japan, bei der verschiedene Schwertarten zum Einsatz kommen. Es gibt das Langschwert, das Katana und das Begleitschwert nennt man Wakizashi. Es werden aber auch andere Schwerter verwendet und Techniken ausgeführt. 

Die Fertigkeit, mit dem Schwert umzugehen, gibt es wohl seitdem das Schwert erfunden wurde.
Das Schwert in Japan ist aber mehr als nur eine Waffe. Bereits in der japanischen Mythologie findet es sich als Kultgegenstand erwähnt. So gehört das Schwert etwa, neben Spiegel und Krummjuwelen, zu den drei göttlichen Throninsignien, welche die Sonnengöttin Amaterasu Ömikami ihrem Enkel Ninigi no Mikoto, dem Urahn des japanischen Kaiserhauses, mit auf den Weg vom Himmel hinab auf die japanischen Inseln gab. Bis heute erfreut sich das japanische Schwert und sein Zierrat als Kunstobjekt großer Wertschätzung oder es findet als Übungsutensil in einigen traditionellen Kampfkünsten Verwendung. 
In diesen Kampfkünsten legt man neben der technisch-körperlichen Ausbildung auch besonderen Wert auf die geistige Schulung und strebt eine ganzheitliche Erziehung des Menschen an. Und genau das ist das 'Kernproblem', welches wir für das iaid? sehen. Einerseits geht es nicht nur um die Technik, sondern auch um die inneren Aspekte in der Schwertkunst. Hier fehlen aber viele geistige Aspekte aus dem historischen Kenntisschatz Japans, die vielen unbekannt sind. Hinzu kommt, dass die zur Verfügung stehenden Quellen nicht immer den tatsächlichen Geschehnissen entsprechen. Vieles wurde mystifiziert, vieles leider auch medial verfälscht und einiges ist auch aus der historischen Bildsprache kaum in unsere heutig Zeit übertragbar. So spiegelt sich ein Bild der Schwertkunst und seiner Wurzeln wider, das es so nicht gegeben hat und damit auch den Charakter der Kunst stört. 


Woher die Kampfkunst stammt


Viele der japanischen Kampfkünste, unter anderem auch Kenjutsu, entwickelten die Samurai. Entstanden ist der Gedanke des Kampfstiles, als Clans in Japan ihre Kräfte messen wollten, ohne sich ernsthaft zu verletzen. Daher wird Kenjutsu, wie Kendo auch, traditionell häufig mit Holzschwertern ausgetragen, auf Japanisch Bokken genannt.
Bereits im zwölften Jahrhundert erwähnte man die Schwert-Kampfkunst. Man könnte die Vorgeschichte des Kenjutsu auch früher ansetzen, da man bereits ab dem vierten Jahrhundert Eisenschwerter in Japan herstellte. Mit denen führte man die Kampfsportart Udundi aus, welche Ähnlichkeiten mit Kenjutsu aufweist.

Die wichtigsten Schriften, die uns heute Wissen über die Hintergründe des Kampfsportes geben, stammen aus dem 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit hat ein Zen-Mönch bedeutsame Texte hinterlassen. Sein Name war Takuan Soho und seine drei Werke über den Schwertkampf (Fudochishinmyoroku, Reiroshu sowie Taiaki) beschreiben die Grundgedanken hinter Kenjutsu. Laut ihm ist diese Kampfsportart wegweisend für einen Geist, der sich nicht auf eine genaue Sache konzentriert, jedoch zur selben Zeit sehr aufmerksam ist. Man spricht auch von einem ungebundenen Geist.

1632 veröffentlichte ein anderer Schwertmeister namens Yagyu Munenori, weitere Schriften. Heiho kaden sho, auf Deutsch “Der Weg des Samurai” erklärt, dass es bei der Schwertkunst Kenjutsu darum geht, einen Kampf zu umgehen oder im Falle eines Kampfes eine möglichst schonende Art der Auseinandersetzung zu wählen.
Funktioniert das nicht, ist Töten die zweite Option, nicht aber der Grundgedanke. Diesen Gedanken beschreibt er mit einer Erklärung über ein todbringendes und ein lebenspendendes Schwert. Außerdem ist es Yagyu Munenori in seinen Lehren wichtig, dass auch in Ausnahmesituationen stets der Alltagsgeist beibehalten wird. Durch das Schwert-Training soll dieser wiedergewonnen werden.

Der wohl berühmteste Schwertkämpfer im Kenjutsu schrieb seine Gedanken im Buch der fünf Ringe (Gorin no Sho) 1645 nieder. Für ihn, Miyamoto Musashi, war eine spontaner Schwertkampf die einzige Möglichkeit. Regeln sollte es nicht geben, da jede Situation im Kampf anders ist und sich daraus auch unterschiedliche Reaktionen ergeben. Dafür muss die Technik mit dem Schwert selbstverständlich werden. Zudem hielt Miyamoto Musashi viele Techniken für das Kenjutsu fest. Außerdem meinte er, dass der Geist wachsam und rein sein müsste.

Über viele Generationen hinweg sind Kenntnisse übertragen worden. Nicht alles wurde aufgezeichnet (oder zu einem Zeitpunkt, der wesentlich nach der Erschaffung liegt). Aber spätestens seit dem Ende der Samurai zur Meiji-Epoche sind Kenntnisse verloren gegangen. Der zweite Weltkrieg und die damit verbundenen Verbote durch die Amerikaner haben weitere Einbrüche in den Kampfkünsten hinterlassen. 
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das, was wir heute erlernen, sicherlich nicht unverändert seit hunderten von Jahren existiert. Im Gegenteil: In der heutigen Gesellschaft Europas, in der Sterben und Tod zum Tabuthema geworden sind, sind die Kampfkünste höchstwahrscheinlich auch in ihrem Charakter und in ihrem Fundament wesentlich weicher geworden, als sie es jemals waren. Die Künste des Kampfes werden mehr und mehr in sportliche Wettbewerbe oder Rituale umgewandelt; sie werden zergliedert (entweder auf technische oder manchmal sogar nur auf rein geistige Ebenen), verlieren ihre Komplexität und damit auch den ursprünglichen Charakter und die Fähigkeit, Angriff, Aggression und Kampf in ein ausgewogenes und naturgemäßes Maß zu bringen (manche Meister haben noch nie in ihrem Leben mit der scharfen Klinge ihre geübten Formen überprüft, andere noch nie Abstand und Zeitgefühl ihrer Technik, weil sie den direkten Vollkontakt scheuen). 
Wir sind der Meinung, dass zum iai nicht nur die Technik oder die Formen der Kata gehören, sondern vielmehr auch die historischen Lehrschriften, die durch Shinto- und Buddhismus und dem dort verbundenen Zen geprägt wurden, die Strategien des Kampfes, die Menschenkenntnis, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Erst die Inhalte dieser historischen Lehrschriften mit ihren (zum Großteil) noch immer gültigen und erstrebenswerten Verhaltensweisen machen die Schwertkunst zu dem, was sie unseres Erachtens sein soll: eine allumfassende Schulung von Herz, Technik und Körper.



Schwerter und Ausrüstung als Ausdruck des Kenjutsu


Neben Katana und Wakizashi können auch die klassischen Schwerter Tachi und Tsurugi im Kenjutsu Verwendung finden. Welches Schwert am Ende benutzt wird, hängt von der Ausrichtung der Kampfkunst ab. Es kann also mal ein dickeres oder ein leichteres Holzschwert zum Einsatz kommen, auch die Schaftlänge ist unterschiedlich in verschiedenen Stilen. 

Schwerter

Die japanischen Schwerter sind traditionell aus Stahl. Hauptsächlich wirst du aber mit Schwertern aus Holz / Bambus trainieren. So hälst du die Unfallgefahr beim Training mit Partnern niedrig. Trainierst du eine Kata, dann greife gerne auch mal zu einem Schwert aus Metall. Dadurch erhältst du ein realistisches Bewegungsbild.

Die japanischen Katana und Wakizashi werden in einem langwierigen Prozess beim Schmieden immer wieder gefaltet und somit verdichtet. Ein Schwert besteht demnach aus vielen Schichten, teilweise sind es bis zu 100.000. Die Klinge wird dann im weiteren Prozess gehärtet und geschliffen, was ihr die typische Form verleiht.

Kleidung

Die Kleidung im Kenjutsu ähnelt anderen japanischen Kampfsportarten. Üblicherweise trägt man den Hakama. Außerdem trägt man einen Gi. Das ist eine robuste Jacke, welche ein besseres Greifen ermöglicht. Die ¾-Arme machen zudem wieder die Bewegung leichter. Die Sportart kann barfuß ausgeführt werden.

Wie das Training aussehen kann

Auch im Kenjutsu lässt sich das Training in verschiedene Bereiche teilen. Die grundlegenden Techniken werden mit dem Schwert ausgeführt, während es bei der Kriegsführung um spezielle Taktiken geht, die es zu erlernen gilt. Durch die unterschiedlichen Schulen entwickelten sich die Stellungen und Haltungen immer weiter und wurden durch neue Techniken ergänzt.

Essenziell ist es bei den Schwertkünsten, die Bewegung mit dem Schwert zu perfektionieren. Es kommt dabei meistens schon auf die erste Aktion an, lange Kämpfe sind nicht die Regel. Genutzt wird zudem das Gewicht des Schwertes, welches meistens zwischen einem halben und einem ganzen Kilogramm liegt. Der Kenshi, also der Ausführende der Schwertkunst, soll diese Kraft mehr nutzen als seine eigene, weswegen die Bewegung locker ausgeführt werden soll. Der Hauptfokus der Kampfkunst liegt auf Schnelligkeit und Präzision, nicht auf Ausdauer oder Kraft.

Die verschiedenen Schläge und Schnitte mit dem Schwert können gegen den Kopf, die Schulter, die Arme und Beine sowie auf weitere Bereiche des Körpers gehen. In einer fließenden Körperbewegung wird der Kampf bestritten. Zur Tradition eines Wettkampfes gehören außerdem Höflichkeiten, wie beispielsweise das Verbeugen nach einem Kampf.

Neben dem Partnertraining legt der Unterricht auch Wert auf das Solo-Training in Form einer Kata. Eine Kata ist ein stilisierter Ablauf von Bewegungen, die du mit dem Schwert übst. Durch die regelmäßige Wiederholung der Bewegungen innerhalb einer Kata, wird das Bewegungsmuster des Körpers und des Schwertes gefestigt. 

Nutzen des Schwertkampfes bis heute

In den Kämpfen lernten viele Samurai, dass es im Leben um mehr als Verletzen und Töten geht. Diese Erkenntnis führte zu einer Einstellung in den Kampfkünsten, die sich auf grundlegende Werte besinnt und moralische Einstellungen vermittelt. Dass der Ansatz eines Kampfes ist, den Gegner möglichst wenig zu verletzen beziehungsweise in erster Linie einem Kampf aus dem Weg zu gehen, beschreibt gut die Einstellung des Kenjutsu.

Obwohl es eine Kampfkunst ist, steckt fast ein friedvoller Gedanke hinter den Techniken. Das erlebt man bis heute im Training von Kenjutsu. Da das Training gut mit einem Partner ausgeführt werden kann, lässt sich mit Kenjutsu auch ein gutes Verhalten miteinander erlernen. Ohne den Partner zu verletzen im Training zusammen zu kämpfen, kann wichtige Eigenschaften vermitteln.

Bei der Tradition des Schwertkampfes geht es nicht nur um die Bewegung und den Kampf, sondern genauso um den Geist. Deine Disziplin, deine Reaktion wird trainiert.
Mit diesen Kampfkünsten entwickelst und stärkst du deinen Charakter. Auch lernst du den achtsamen Umgang und den Respekt gegenüber deinem Trainingspartner.